Ich erinnere mich an den 26.04.2021 als wäre es erst gestern gewesen, dabei liegt dieses Datum bereits fast 1,5 Jahre zurück. Es ist das Datum, das mein Leben über Nacht änderte, es ist das Datum, das mein Leben so wie ich es bis dato kannte zerstörte.
Der 26.04.2021 ist das Datum, als ich positiv auf den Corona Virus getestet wurde, aber ich glaube, ich sollte am Anfang anfangen.
Es war ein Montag morgen, und alles war wie immer, zumindestens fast.
Um kurz nach 4Uhr machte ich mich wie jeden Werktag auf den Weg zur Arbeit. Meine Nase lief und ich musste ständig niesen und hatte einen leichten Hustenreiz. Ich war genervt, denn auch meine Augen juckten sehr. Dieser verdammte Heuschnupfen fängt auch immer früher im Jahr an, waren meine Gedanken. Durch meine Nieserei, wurde ich im Bus skeptisch beäugt, was mich nur noch mehr an diesem Tag nervte.
Was hatten die Menschen bitte für ein Problem?
Klar, wir leben gerade mitten in einer Pandemie, aber das heißt doch nicht, das sobald einer hustet oder niest, das er direkt positiv ist.
Als ich auf der Arbeit ankam, ging wie immer alles von statten.
Ich machte meine Arbeit und merkte nach einer gewissen Zeit, das mir irhegendwie seltsam zumute war, hatte ich das trinken etwa schon wieder vergessen? Wäre ja nicht das erste mal.
Nachdem ich getrunken hatte und eine weile weiter gearbeitet hatte merkte ich aber, dass das Unwohlsein nicht besser wurde, sondern es sich verschlechterte.
Ich begann mich plötzlich fiebrig zu fühlen und mir wurd teils schwindelig. Alles in allem irgendwie seltsam, wenn ich bedenke, das vorher doch noch alles okay war.
Um aber auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich es doch lieber von meinem damaligen Hausarzt abklären lassen, weswegen ich meiner Abteilung bescheid gab und mich dann bei meinem Abteilungsleiter abmeldete.
Bereits auf dem Weg zur Haltestelle rief ich bei meinem damaligen Hausarzt an, um zu erfahren, wann ich vorbei kommen durfte.
Die Antwort jedoch war für mich ein Schock.
Da ich Symptome aufwies, durfte ich nicht in die Praxis kommen um den Arzt sehen. Um in die Praxis zu dürfen müsste ich einen negativen Test vorweisen, jedoch wenn ich wollte könnten sie mich ja auch einfach so krank schreiben.
Ohne mich zu sehen krank schreiben?
Worauf?
Was geht hier ab?
Verdammt nochmal, ich gehöre doch zur Risikogruppe, und auch wenn es kein Corona ist, ich brauch doch Medikamente dann...
Vor Verzweiflung und Wut brach ich in Tränen aus, was sollt ich denn bitte jetzt tun?
Ich rief meine Mum an, die an diesem Tag frei hatte. Obwohl sie wütend auf die Arztpraxis war, gab sie mir Auskunft, wo in der Essener Innenstadt Testzentren zu finden waren.
An der Endstation Hauptbahnhof angekommen ging es für mich sofort zur Apotheke wo zu dieser Zeit eine Teststation war.
Dort erfuhr ich dann, das Menschen die Erkältungssymptome haben in Teststationen nicht getestet werden dürfeten. Meine Verzweiflung wuchs ins unermessliche, besonders als der Apotheker zu mir meinte, dafür sind die Hausärzte zuständig.
Hausärzte, das ich nicht lache...!
Ich erzählte ihm meine Geschichte und vor allem das ich ohne negativen Test dort nicht auftauchen dürfte, ich glaub ich hab selten in meinem Leben einen so wütenden und vor allem fluchenden Apotheker gesehen der sich über die möchtegern Götter in weiß echauffiert hatte.
Trotz Symptome testete er mich, und bereits nach 2min zeigte der Test an, das ich positiv war. Ich wartete draussen vor der Türe und hielt von allen Menschen Abstand und hatte bereits die Maske auf.
Nach 15min bekam ich dann mein offizielles Testergebnis das natürlich positiv geblieben war mit Verhaltensregeln und das ich zum PCR Test müsste.
Also hieß es nun für mich Arbeitgeber kontaktieren und dort bescheid geben, den damaligen Hausarzt erneut kontaktieren wegen PCR Test, meine Eltern informieren und vom Hauptbahnhof nach Hause laufen.
Wie Ihr eventuell jetzt schon bemerkt, fing es hier schon langsam an schief oder sollt ich verkehrt zu laufen sagen?
Am nächsten Tag wurde in einem Hinterhof zwischen vergitterten Fenstern dann ein Abstrich entnommen. Am darauf folgenden Tag bekam ich einen Anruf, das auch der PCR Test positiv war.
Für mich hies es somit Quarantäne.
Das Gesundheitsamt nahm telefonisch meine Daten auf und meinte solang ich Atmen kann und Luft bekomme sei alles gut. Ansonsten sollte ich umgehend den Notarzt kontaktieren. Und vor allem bliebe mir nichts anderes übrig als es einfach aussitzen.
Gesagt getan.
Von nun an telefonierte ich morgens während ich einen Kaffee trank mit meiner Mum, um uns auszutauschen wie es uns geht und ob alles soweit in Ordnung sei denn wie sollte es auch anders sein, ich hab das große Los gezogen und hatte meine Eltern infiziert.
Am Anfang waren meine schlimmsten Symptome wie eine schwere Bronchitis.
Ich bekam schlecht Luft, mein Brustkorb schmerzte, ich hatte Fieber, meine Nase lief oder war zu, ich hatte Husten und enorme Glieder-, Muskel-, und Nervenschmerzen.
Doch bereits ein paar Tage später änderte sich etwas, nicht nur das ich keinen Appetit mehr verspürte oder Hunger, ich konnte auch auf einmal nicht mehr sprechen. Es war der Horror überhaupt ein Wort noch heraus zu bekommen.
Ich schonte von nun an meine Stimme und hoffte, das sich in ein paar Tage es wieder behebt und schrieb von nun an nur noch mit meinen Eltern.
Zum Ende meiner eigenltichen Quarantäne rufte mich das Amt an.
Ich informierte sie, das es mir immer noch nicht besser ging, woraufhin meine Quarantäne verlängert wurde, zudem fragte ich sie, wo mein Quarantäne Bescheid denn blieb, denn schließlich muss ich diesen meinen Arbeitgebeber vorlegen. Dieser sei angeblich unterwegs wurde mir mitgeteilt und ich sollte etwas Geduld haben.
Nun ja, ich muss sagen, meine Geduld war bereits am Ende.
Mir ging es beschissen, ich war einfach genervt und vor allem ängstlich.
Ich informierte meinen Arbeitgeber das meine Quarantäne verlängert wurde und dass der Bescheid angenlich unterwegs sei. 5 Tage später bekam ich den nächsten Anruf vom Amt.
Da es mir zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht besser ging, wurde ein Team für einen weiteren PCR Test vorbeigeschickt. Dies geschah auch relativ schnell.
1 Tag darauf kam der nächste Anruf vom Gesundheitsamt.
Ich sei zwar noch positiv, werde aber aus der Quarantäne entlassen, soll mich aber die nächsten Tage dennoch von anderen Menschen fern halten.
Ähm... wait what?
Positiv, aber ich darf raus, soll mich aber von Menschen fern halten?
Den Sinn konnten sie mir nicht erklären und als ich meinte es sei doch dann wie Quarantäne verneinten sie, denn ich durfte ja schließlich raus und ab jetzt wäre mein Hausarzt für mich zuständig.
Zu diesem Zeitpunkt war mein Quarantäne Bescheid noch immer nicht bei mir angekommen.
Ab jetzt folgte ein relativ intensiver Mailverkehr zwischen dem Gesundheitsamt Essen, mir und meinen Arbeitgeber dem ich die Emails weitergeleitet hatte, denn das Gesundheitsamt Essen war definitiv zu dumm um mir meine RICHTIGEN Unterlagen zukommen zu lassen und vor allem zuständig.
Hier bin ich mir gerade nicht 100% sicher, aber ich meine es hat fast 6 Wochen gedauert, bis ich meinen VOLLSTÄNDIGEN Bescheid in den Händen hielt und diesen an meinen Arbeitgeber weiterleiten konnte.
Das war Faupax Nummer 2 oder war es schon 3?
Ich muss gestehen, das ich irgendwann aufgehört habe mitzuzählen was alles schief ging.
Wochenlang wurde es nicht besser.
Ich wurde zu sämtlichen Untersuchungen geschickt. 2x zum CT Lunge, 1x MRT Kopf, Neurologe, HNO, usw.
Mein damaliger Hausarzt nahm mich nicht für voll oder Long-Covid ernst und schieb mich permanent ab. Er wollte mich nicht weiter Krank schreiben und der Horror ging immer weiter. Angeblich durfte er mich nicht länger krank schreiben, denn sonst müsste er Strafe zahlen. Vor allem konnte ich immer noch nicht richtig sprechen und meine Psyche litt neben all den anderen Symptomen immerzu mehr.
Ich zerbrach... meine Angst nahm enorme Dimensionen an und ich begann zu zweifeln obwohl ich wusste ES WAR REAL.
Aber es stresste mich alles immer mehr. Mir wurde schlecht, wenn ich wusste ich muss zum Hausarzt. Immer wieder dachte ich, was passiert jetzt wieder?
Während mein Reha Antrag lief, meine Symptome immer mehr wurden und es mir immer schlechter ging suchte ich nach einem neuen Hausarzt und ich hatte Glück.
Während mein Neurologe bereits sagte ich bin an Long-Covid erkrankt und dadurch in eine Depression gerutscht was nicht unüblich ist, nahm mich meine neue Hausärztin auch ernst.
Sie untersuchte mich, ordnete ein großes Blutbild an, und wir unterhielten uns viel und tauschten uns aus.
Auch sie bestätitgte mir, das es nicht unüblich ist das Long-Covid Patienten in eine Depression fallen, weil sich ihr Leben auf den Kopf stellt.
Aber ja, ich sah es, meine Eltern sahen es, und der Rest?
Meine "Freunde" waren plötzlich fast alle Weg. Ich merkte, das etwas wahres dran ist an dem Satz: Sobald man nicht mehr funktioniert....
Es ist traurig, und doch öffnete es mir im Nachhinein auch meine Augen, jedoch muss ich zugeben es hat lange gedauert das ich da etwas positives daran sehen konnte. Zunächst war da nur das Gefühl von Schmerz, Verrat und vor allem Wertlosigkeit.
Ich weiß nicht wie oft ich mir die Frage am Anfang stellte, bin ich echt so wenig wert?
Bedeute ich echt so wenigen Menschen wirklich etwas?
Was hab ich getan?
Was ist an mir verkehrt?
Als ich mit meinen Antidepressiva anfing, kam ich mit all den negtaiven Gedanken besser klar und es viel mir auch leichter wieder Morgens aufzustehen und das obwohl ich kaum noch schlief und meine Augenringe immer tiefer wurden.
Doch sehr kurzfristig wurde im November meine Reha gehnehmigt und ich konnte fast von jetzt auf gleich in meine Wunschklinik Median Klinik in Heiligendamm anreisen.
Die 3 Wochen die ich in Heiligendamm verbringen durfte taten mir sehr gut. Es tat gut unter Gleichgesinnten zu sein. Es tat gut, das mich keiner kannte und niemand wusste, wie ich früher mal war, es tat gut nicht belächelt zu werden, es tat gut keine mitleidenden Blicke ertragen zu müssen.
Und einfach einmal durchatmen zu können.
Es tat echt gut einfach verstanden und bestärkt zu werden.
In diesen 3 Wochen hab ich vieles gelernt. Besonders auch, das es Körperverletzung ist wenn wir permanent über unsere Grenzen gehen, das NICHTS tun, weder falsch noch verkehrt ist sondern oftmals auch einfach RICHTIG.
Das es okay ist nicht okay zu sein, und vor allem aber, das ich nicht alleine bin der es so schecht geht, sondern es viele gibt denen es so mies geht wie mir.
Vor allem habe ich auch gelernt, das Long-Covide eine Krankheit mit 1000 Gesichtern ist und noch mehr hat als viele Menschen da draußen denken.
Ich durfte in der Reha wundervolle Menschen kennenlernen und es tat wirklich einfach gut. Es war auch die Zeit, an der ich wieder anfing Tagebuch zu schreiben und mich mit mir und meinen Gedanken auseinander setzte.
Ich merkte, das ich Aufgrund meiner Sprachstörung die ich während meiner Corona Erkrankung bekommen habe, Angst entwickelt habe mit Menschen zu reden und zu kommunizieren. Zu oft hab ich Abneigung verspürt von Menschen die mir wichtig waren oder die ich kannte.
Es gibt einige die einem plötzlich nicht mehr in die Augen schauen können und denen dies unangenehm ist.
Alle vergessen jedoch, das ich diejenige bin, die damit lernen muss zu Leben und dies zu akzeptieren. Es ist nicht so einfach wenn ich ehrlich bin, aber diese Einblicke gab mir mitunter die Reha in Heiligendamm und besonders auch, das mir die Sole Inhalation verdammt gut tut und wichtig ist.
Jedoch verschlechterte sich mein Gesundheitszustand ab dem 13 Januar 2022 nachdem ich meine Covid Impfung erhalten habe noch einmal rapide.
Ich bin ehrlich, Aufgrund von Long-Covid wollte ich mich nicht Impfen lassen, denn durch Selbsthilfegruppen wusste ich das eine Impfung bei 80% der Long-Covid erkrankten sich der Gesundheitszustand verschlimmert hatte anstatt zu verbessern oder aber gleich zu bleiben... Meine Ärzte waren jedoch zu diesem Zeitpunkt anderer Meinung, und nun ja unser Staat ebenfalls. Ohne Impfung hätte ich meine Therapien nicht weiter führen dürfen sondern hätte diese auf Eis legen müssen was ich eigentlich nicht wollte.
Schließlich wollte ich auch zu dieser Zeit einfach nur Gesund werden und ich war es so verdammt Leid zu hören das ich Geduld haben soll.
Seit der Impfung sind meine täglichen Schmerzen ins unermessliche gestiegen und ich schaffe es kaum einen kleinen Spaziergang zu machen. Die Fatigue hat genauso radikal zugenommen, so wie ich auch plötzlich einen Tinitus bekam und vieles vieles mehr.
Meine Symptome betragen mittlerweile 2 DIN A5 Seiten
Wie ihr seht kann ich mich an vieles Erinnern und besonders an 2 Daten.
Vieles von dem was passiert ist hat mein Leben stark verändert und mich zu einem anderen Menschen gemacht und das, obwohl ich noch dieselbe bin, zumindest irgendwie.
Was sich jedoch im Allgemeinen verändert hat und welche Symptome ich tatsächlich alle habe, erfahrt ihr jedoch ein anderes mal.
xoxo
Eure Saskia
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MJ (Sonntag, 28 August 2022 19:45)
So traurig zu lesen. Kannst daher echt stolz sein, was du schon erreicht hast. Vor allem auch immer noch kämpfst, dich akzeptierst und daher treu bleibst
Tamara (Sherloeckchen) (Montag, 29 August 2022 13:31)
Wir haben ja letztens über insta schon ein bisschen geschrieben und ich habe es mir jetzt vorgenommen deinen Blog anzuschauen. Du hast einen harten Weg hinter dir. Es klingt total schrecklich und es ist grausam, dass deine Freunde dir keinen Halt geben. Das ist auch so typisch Deutschland, dass man sich impfen lassen soll, obwohl man das nicht möchte, nur weil man sonst die Behandlung nicht mehr bezahlt bekommt.. Du bist ein starker Mensch! Du kannst stolz auf jeden Fortschritt sein.